Croatiae auctores Latini: inventa  
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Vlacic Ilirik, Matija (1520-1575) [1581]: Clavis scripturae sacrae, pars secunda, versio electronica, 600000 verborum, ed. Neven Jovanovic [genus: prosa - tractatus; prosa - vocabularium; poesis - elegia; poesis - epigramma] [numerus verborum] [flacius-m-clavis-2.xml].
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LATOMI.

Der Latomus geht eben also mit der Heiligen Schrift um / wie die andern jetzige Papisten: nemlich / das er (da sie ihm und allen menschen geben ist / das sie als ein klares licht in disem jemerlichen finstern thal fuerleuchten / und er ir nachfolgen solte) fein meisterlich die ordnung gar umkehret / das sie ihme und seinen mit papisten nachfolgen solt / wo er sie nur hin bei der nasen oder bei den oren mit gewalt ziehet. Er tut aber solches durch ein Schwenkffeldische behendigkeit / nemlich das die Heilige Schrift nur ein stummer todter Buechstab seie. Sein aber und seiner mitpapisten verstandt / weisedheit und geist sen der rechte Geistliche verstandt der Schrift / dem man allein folgen sol und muess. Nun folget sein Text / den ich nach der lenge erzellen will.

Wie sprichst du? Woltest du das Evangelium diser ding beschuldigen? Nicht ein meit das Evangelium / sonder die so das Evangelium fuerwenden / und nicht halten / dasselb rechter Evangelischer weiss nicht fuehren: sich des fridens / brederlicher liebe / und getherkiger neigung gegen allen menschen nicht erzeigen: sonder allein dahin arbeiten / wie sie ihre sache verteidigen / durch dringen / und den platz allein behalten moegen. Soll man dann die warheit nicht predigen? Ja sag ich man soll die warheit nicht allein predigen / sondern auch wo mueglich in die leut giessen / dieselbe auch gegen den feinden der rechten waren Evangelischen lehr mit hoechstem ernst handthaben.

Ist dies dann nicht die warheit / dazu man das Evangelium / die Prophetisch und Apostolisch schrift / rein / ausserthalb der Philosophei und Menschensatzung / predigt? O wolte Gott das solches war were / das anders innerhalb vertzig jaren hier nichts gelehrt / geschriben noch gepredigt worden were / und noch / dann das reine Evangelium und die Prophetisch Apostolisch schrift.

Sprichst / Ists dann nicht dieselbige Schrift / die von unsern Predicanten in allem ihrem schreiben und lehren angezogen / eingefuehrt / und allegiert wirdt? Man liset doch und hoeret kein andere kundtschafft von ihnen. Dann ob sie wol etwa die alten Kirchenlehrer melden / so ist doch ihre meinung nicht / das sie etwas durch dieselben probieren woellen: sonder ziehends allein an / als ein neben kundtschafft / welcher doch fuer sich selbs nichts glaubt wirdt / sonder muess derselben glaub und Autoritet allein in die Schrift / und sonst nirgend anders / fundiert sind. Dann die Schrift allein / als das wort Gottes / ist der rechte und einige grund / auff welchen man bauen muess und soll.

Du redest gar schoen und scheinlich von der sach / ich wolt das ich dir jetzt nach noturfft darauff antworten / und dise schrift solchs leiden moecht / Doch solt du wissen / das ein grosser underscheid ist / also fuer die armen Christen / von dem geschriebnen wort Gottes auff deinen geist / das ist / auff deines tollen kopfs treume / zwischen der Schrift / (Schwenckfeldii fanatismum) die man auff das Papier malet / und dem innerlichen wort Gottes / welches der recht warhaftige verstand des Buechstabens ist / welcher nicht mit den augen gesehen / noch in die oren eingossen / sonder mit der vernunft durch den geist Gottes begrieffen / und in das herz eingesenkt wirt.. Sonst muest ein jeder Iud / Trueck und fetzer / welcher die Schrift im Buechstaben liset / dieselbe auch als bald recht verstehen / und das innerlich wort des herzen ins herz fassen. Solches aber ist weit darvon / wie dann fuendtlich und offenbar ist / und kan nicht gesagt werden / das welcher den Buechstaben oder das

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419 bestimpt und geprediget wort Gottes habe / derselb auch zuegleich den waren lebendigen verstand desselben begriffen habe.

Und volgt alsbald auch darauss / das nicht allein was in der Prophetischen und Apostolischen Schrift begrieffen / das rechte / ware wort Gottes sei / sonder auch was jederzeit den findern Gottes / und bevorab der allgemeinen versamlung der Kirchen / welch die einige Braut und gespons Christi ist / durch den Heiligen Geist in das herz geben wirt / (nemlich was der Bapst sampt den seinen / nach der eingebung des satans / auss dem schrein seines herzens / da / wie sie fuergeben / alles rechtes begrieffen / verschlossen sind / in die Kirche und Religion Gottes aussspeiet) wie dan der herz in seinem abscheid selbst geredt und versprochen hatte.

Rogabo patrem (sagt er) et alium consolatorem dabit vobis, ut maneat vobiscum in aeternum, spiritum veritatis, quem mundus non potest accipere: quia non videt eum, nec novit eum: vos autem cognoscitis eum, quia apud vos manet, et in vobis erit. Item: Haec locutus sum vobis, apud vos manens: paracletus autem ille, qui est Spiritus Sanctus quem mittet pater nomine meo, ille docebit vos omnia, et suggeret vobis quaecunque dixi vobis. Et sequenti capite: Ad haec multa habeo vobis dicere, sed cum venerit Spiritus paracletus, etc.

(Solches hat der Heilige Geist durch die eingebung und beschreibung der Heiligen Schrift und erklerung der selben aussgericht / was er ihn derselben nicht verfasset hat / das lehret er auch nicht.)

Was von heller und klerer hie auss der Schrift bezeueget werden? dann das Gott sein wort nicht allein durch seine Propheten und Apostel in der Schrift begrieffen habe / sonder auch dasselb seiner Kirchen jeder zeit mittheilen / und sie an den selben in ewigkeit nimmermehr verlassen woelle? Wie schreiben die Aposteln / so zu Ierusalem im Concilio versamlet waren / an ihre mitbrueder zu Antiochia / und an andern orten? Visum est nobis et Spiritui sancto, etc.

Sehe / sie sagen / es habs der Heilig Geist also / sampt ihnen / fuer guet angesehen / (das hat der Heilig Geist durch die Schrift erkleret und gelehret.) Als wolten sie sagen / Es sei ihr Decret und bescheidt nicht / sondern des H. Geistes / welcher sie sollicher meinung erinnert habe. Solt dann solche erinnerung auch das recht warhaftig wort Gottes nicht sein? So wol als wann es durch einsprechung desselbigen geists Gottes / durch den Propheten Esaiam oder Ieremiam vor 3000. jaren geschrieben / und uns durch die kirchen Gottes bezeueget und fuergelegt worden were? (Merk eben / gewiss und warhaftig ist der geist des Bapsts und seiner geschwornen leibeignen knechten im Concilio / als der Heilig Geist Esaie / Ieremie und anderer Propheten und Aposteln. Glaubst du es nicht / so bist du ein Lutherischer ketzer / flugs zum feur zu.) Was underscheids ist dann zwischen der Schrift / und dem eingesprochnen wort Gottes? Keiner / sag ich so will die bestendige unwandelbare warheit antrifft / dieweil die durch einen mund Gottes geht und gesprochen wirt. Allein ist die Schrift gewisser / in dem / das sie uns albereit und von alters her / fuer gewiss und warhaftig durch die Kirche bezeuget / vorgelegt / bevohlen und bestaetigt ist / und derhalben auch nicht / dann boesslicher weise verfelscht / noch widersprochen werden soll noch mag. Das wort so (nemlich dem H. Bapst) eingesprochen wirt / wiewol es gleichsammpt ware / und durch denselbigen mund Gottes aussgeht und empfangen wirt / so mags doch in viel wege durch die (das ist / durch die Lutherischen) so nicht glauben / oder ungehorsam sind / widerfochten / veracht / und nicht angenommen werden: wie dann solchs die erfahrung jederzeit / auch bei dem anfang der Kirchen geben hat / und noch. Soll ich dan / sprichst du / dem Bapst und seinem hauffen so viel glauben / als der Schrift? des wirstu mich nimmer uberreden / und solt ich zehen mal fuer ein ketzer gehalten werden.

Du magst glauben was du wilt / ich wil und kan dich darzu nicht dringen. Diss soltu aber gewiss sind / das Gott sein Kirch (nemlich die Hohen Priester und Prelaten) welche er so thewr durch das bluet seines geliebten Sohns erkaufft hat / nicht verlasse / nimmermehr verlassen wirt / auch von anfang biss anher (wie auch in der Biblischen geschrift allenthalben klar zueersehen) me verlassen hat. Wiewol man den Propheten / als den verkuendern des willen Gottes / jeder zeit / nicht wie sich gebuert / Ja zum oftermal gar keinen / oder wenig glaubens zuegestelt / sic auch jedermals vervolget / und gar ubel mit ihnen umgangen ist. Wer hats getan? Habends nicht getan eben die Hohen Priester und Geistlichen / so im Ampt sassen / die das Concilium waren und die Kirche hiessen?

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420 Das waren heilige leute (sprichst du) denen solt man billich glaubt haben. Was sindd aber unsere Baepst / Bischoffe / Pfaffen und Muench anders / dann Gleissner / Phariseer und hohepriester? Wer ein jeder sei / will ich nicht urtheilen / damit ich selbst nicht geurteilet werde / (O du stummer hund / und blinder wechter oder leiter / wilt du nicht sehen den Beerwolff / oder Antichrist)? Ich wolt aber gern sehen / das allenthalben recht zugienge: und ein jeder sich hielt wie er es gegen Gott und der welt verantworten fundt. Das du aber meinst / den suendigen oder auch gottlosen (wir sagen / der verfue]rischen Prelaten) sampt andern rechtgeordneten diener der Kirchen / sei man nicht schuldig zuglauben / noch zugehorsamen / Findes tu viel einen andern bescheid bei dem herren im Evangelio / da er die seinen warnet / und ihnen befilt / das sie den Schriftgelehrten und Phariscern gehorsam sind / nicht in einem oder mehr stucken / sonder durchauss in allem was sie ihnen von Ampts wegen vorhielten und gebotten. Scribae et Pharisaei ( sagt er ) qui sederunt super cathedram Mosi, omnia quae dicunt vobis, facite. etc. Omnia, sagt der herr / und nimpt nichts auss (Alles was sie auss Moses stuel oder lehr lereten / sonst sagt er / huetet euch fuer dem saurteig der Phariseer) Aber was sie tun / setz er darzu / das solt ihr tun / dann sie sagen wol / tuns aber selbs nicht. Unnd diss solt du verstehn / was die Prelaten gebieten (Christlicher lehre und dem wort Gottes gemaess) nicht auss ihren eigen koepfen / sonder nach aussweisung und erklaerung der allgemeinen kirchen / (der Bapst und die Prelaten sind bei euch die allgemeine kirche.) Mit gleichen worten gebeuet Gott auch Deut. 17. durch den Mosen bei straff des todes / dass das volk ohne widerrede dem obersten Priester zu der zeit / und den leuten gehorsam seie / und alles was die erkennen / denselben vok tun und nachsetzen sollen. Welcher gehorsam viel mehr in der kirchen des neuen Testaments statt haben solte (nicht straks alles / lieber verfuehrer / sonder auss dem geschribnen buech des Gesatzes / darvon sie nicht weder zur linken noch zur rechten mit dem geringsten weichen sollen.) Sprichst / Diss gestehn wir keins wegs / das wir dem Bapst und seinem haufen in der Religion sachen zu glauben und zu gehorsamen schuldig seien. Dann Gott soll man mehr foerchten dann die menschen. So ist auch das wort Gottes hell und klar an ihm selbs / man bedarf keiner ausslegung noch weisung darueber / darum wissen wir selbst / was wir glauben / tun und lassen sollen: bedoerffen des Bapsts / seiner Moench und Pfaffen nirgend zu: dann sie / als gottlose / den geist Gottes nicht haben / auch den rechten verstand der Schrift nicht erlangen moegen / dieweil sie mit menschen lehr umgehn / und uns das rein lauter Evangelium verderbt und verdunklet haben.

Dise wort lassen sich wol reden (es sein auch die bittere warheit selbst / lieber verfuehrer) In sonderheit bei denen / die von euch also beredt sind / und noch taglich beredt werden. Aber war zumachen gehoert mehr darzu / und wirt sich in ewigkeit nimmermehr also / sonder viel mehr das widerspil erfinden. Dann hat die allgemeine Christenliche Catolische Kirche / in welcher fuesstaffen die der alten Religion von anfang getretten sind / und beharzlich darinne bleiben / den rechten verstand der Schrift / und also das ware lebendige wort Gottes nicht / auch so viel hundert jahr her nicht gehabt (das sagen wir nicht / Es ist die erste kirchen also eins mit euer Synagoga / wie das licht mit der finsternuss. So sind auch stets Christen gewesen / die euern greuel gestrafft haben / wie ich solches nach der lenge in meinem Catalogo bewisen habe) So ist hoch zubesorgen / man werde dasselb auch bei euch neuen Evangelischen nicht finden / ja viel weniger / dann bei viel heiligen / gelerten leuten / welche innerhalb 1000 und mehr jahren gelebt / der alten Religion fest angehangen / dieselb auch durch ihre lehr gebessert / erleuecht / und also Gottseliglich biss auff uns herbracht / und mit allem ernst befolhen zuhalten. Den geist Gottes aber belangen / das wir Papisten denselbigen weniger haben solten / dann ihr Evangelischen: Solt ihr wissen / das derselb an kein Person weder Prelatens / Kirchendieners / noch sunst gebunden ist. (Erst freilich nicht gebunden an euere dreifache kron / spitzhuete / Cardinalshuete / und Bischoffe auss Seidon) wie der heilig Cyprianus / und nach ihme der heilige und hochgelerte Augustinus / sampt der ganzen Catolischen Kirchen / vor tausend jaren und noch / gelert und geschrieben haben / sunst wueste keiner / ob er einig Sacrament der Kirchen je recht empfangen heit / oder empfangen wurde. Sonder Gott wirket eigener und Guettlicher kraft / durch den Diener / als durch ein Instrument seiner barmherzigkeit. Derhalben dann auch

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421 solche wuerkung durch einig ungeschickligkeit des Dieners / so fern derselbig in und nach ordnung der kirchen rechtmaessig zum Ampt kommen und verordnet ist / keins wegs geschmaelert noch verhindert werden mag. Gleiche gestalt hat es auch mit der lehr in der ganzen Catolischen kirchen. Diss zeueget die geschrift in viel weg / und sonderlich bei dem verworfnen Koenig Saul / bei dem bestelten Weissager Balaam / und dem gottlosen priester Caipha: Welche / wiewol sie verkeretes gemuets waren / sind sie doch durch den geist Gottes angewegt / und das wort der Propheten in ihren mund gelegt worden / das sie dasselb haben muessen aussreden.

(Da recht / Prophecen est warlich jetz auch / oder redest die warheit / du vergleichest und gesellest dich zu deines gleichen. Dann eben also wie dazumal der hohe priester Caiphas sampt seinen gesellen durch angebung ihres geists / sind mit Christo und seiner lehr umgiengen: Also tut auch euer Bapst / und ihr seine mitverfuerer jetz auch / gleiche priester / gleicher geist / und gleiche werke oder regiment sind bei euch und ihnen. Bei diesem deinem beschluss mag diss dein schreiben jetzundt bleiben.)

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Vlacic Ilirik, Matija (1520-1575) [1581]: Clavis scripturae sacrae, pars secunda, versio electronica, 600000 verborum, ed. Neven Jovanovic [genus: prosa - tractatus; prosa - vocabularium; poesis - elegia; poesis - epigramma] [numerus verborum] [flacius-m-clavis-2.xml].
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